If you don't like it don't eat it VS Maximum sustainable calori consumption
Praxis vs. Wissenschaft oder wie genau müssen wir wissen wie Training funktioniert
Meine Welt ist etwas zwei geteilt und mein Podcast Konsum heute spiegelt as perfekt wider.
Ich habe die letzten beiden Tage ein Interview mit Olav Aleksander Bu, dem Trainer der norwegischen Super Triathleten, über die Learnings und Konsequenzen dieser Studie zur Maximalen durchgehenden Kalorienaufnahme gehört und wie immer hat sich mir eine neue Welt des Trainings aufgetan.
Ist Krafttraining nur auf Social Media wissenschaftlich?
Man kann durchaus sagen, dass es sich hier um absolutes Nerdtum der Trainingswissenschaft handelt, um zu bestimmen wieviel Kalorien ein Athlet tatsächlich umsetzen kann - über einen langen Zeitraum - und diese auch aufnehmen kann.
Während das banal klingen mag, geht es um ganz bahnbrechende Erkenntnisse für den Spitzen Ausdauersport. Und wie immer, wenn man Olav Aleksander Bu zuhört lernt man nebenbei Dinge über Ausdauertraining, die es in keinem Physiologiebuch besser erklärt gibt. Deshalb verschlinge ich seit nun mehr zwei Jahren ALLES, was ich von diesem Mann zu hören oder lesen bekomme.
Jedes Mal, wenn ich das tue wird mir klar, wie oberflächlich wir wohl noch bei Krafttraining an die Materie gehen. Wieviel hier noch zu erklären, erforschen und besser zu steuern und analysieren ist.
Aber ist das relevant für Dich und mich?
Ich werde so schnell niemanden trainieren, bei dem das Trainingspensum an die Grenze der umsetzbaren Kalorien stößt. Somit könnte mir das auch eigentlich egal sein. Ich sollte mich mehr mit Dingen beschäftigen, die wirklich praktisch relevant sind.
So wie es Jim Wendler macht.
Meine Abende waren mit seichter Unterhaltung gesegnet und die gab es in Form von Jim Wendler. Denn ich wurde gefragt was ich von seinem Walrus Programm halte und habe darauf hin das Forever 5/3/1 Buch zur Hand genommen und nachgeschlagen, ob ich alles richtig in Erinnerung hatte.
Dazu habe ich mir dann ein paar Q&As angeschaut und wusste sofort wieder warum ich Jim Wendler mag.
Weil er es auf großartige Weise schafft zu sagen: Das ist nicht das perfekte Trainingsprogramm, aber es funktioniert und ich helfe Dir eine Version zu finden, die Dir Spaß macht. (Und wenn nicht dann such Dir halt was anderes)
Natürlich springt mein innerer Nerd an, bei manchen Dingen die Jim Wendler da sagt und natürlich kan man Training besser individualisieren, präziser anpassen und mehr Dinge mit einbeziehen. Aber dadurch steigt die Komplexität und genau die ist es die derzeit wohl mehr Trainingsprogramme leitet als die tatsächliche Wirksamkeit.
Hier treffen sich Nerd und Mr. Hardcore
Diese Wirksamkeit und eine sehr praktisch geleitete Auswertung des Trainingsprozesses sind ein großer gemeinsamer Nenner von Bu und Wendler. Nur die Umsetzung und das Detail unterscheidet sich, denn der eine ist Wissenschaftler und arbeitet an der Peak Human Performance und der andere ist Strength Coach und arbeitet mit Highschool Kids und Freizeit Liftern.
Beide leitet Performance und beide setzen hierbei ganz besonders auf Konstanz.
Die Erkenntnisse der Kalorienstudie führen unter anderem zur Erkenntnis, dass die Menge an Training, die ein Athlet bewältigen kann primär von den Kalorien abhängt die er aufnehmen und umsetzen kann (ein Grund btw. warum sie keine fasted sessions zu Fettstoffwechseloptimierung durchführen). Besonders aber zeigt sich hier, dass die genaue Bestimmung der Kilojoule, die eine Einheit kostet, die Planung des Trainings (das Budgeting) enorm beeinflusst. Letzten Endes erlaubt dieser Schritt die optimale Trainingsaufteilung aber auch:
Ein hohes Maß an qualitativer Konstanz.
Mr. Hardore Jim Wendler setzt auf ein konservatives Trainings 1RM, von dem alle Gewichte berechnet werden, eine Progression in kleinen Schritten und einen Fokus darauf nur in den Assistance Übungen wirklich auch mal bis zum Anschlag zu gehen. Alles damit man konstant trainieren kann.
Ich - mittendrin
Ich selbst konnte in den letzten 20 Jahren die ich Coach bin und 15 Jahren, die ich das mit K.A.S. mache (15 Dinge, die ich dabei gelernt habe findest du hier) lernen, dass Konstanz der Grundpfeiler für Erfolg im Training ist.
Ich habe die Schlüssel für Konstanz in der Trainingswissenschaft gesucht und gelernt wie man Training so plant, dass es eine hohe Progress-Rate mit eben dieser Konstanz paart.
Aber es gab mehr. Also habe ich mich mit der Psychologie, Motivation, Zielsetzung und allem was die Interaktion von Mensch und Training so mit sich bringt (und natürlich die zwischen Athlete und Coach) beschäftigt - damit ich mehr Konstanz ins Training bringen kann.
Die Reise hat mich über Riskioeinschätzung (Nassim Taleb) zu Systemtheorie gebracht (um Feedback Zyklen etc. besser zu verstehen).
So habe ich immer mehr Einblicke in die unterschiedlichen Komponenten der Trainingsplanung oder des Trainings bekommen und somit natürlich auch mein Detailverständnis weiter entwickelt. Das erlaubt immer mehr Konstanz durch bessere und proaktivere Entscheidungen zu treffen, aber die Trainingspläne sollten immer noch einfach und motivierend sein.
Es war auch eine Reise von Jim Wendler, dem ich nun seit seinen Westside Barbell/EliteFTS Tagen folge, hin zu Olav Aleksander Bu.
Und das schöne daran ist, dass beide sich um das gleiche kümmern: Sie wollen Progress ermöglichen.
Die Deep Dive Erkenntnisse in die Wissenschaft und die tiefen Themen der Trainingsplanung erlauben einen besseren Überblick zu erhalten, während die einfacheren Coaches einem helfen, die simple, effektive Essenz zu sehen, mit der der Großteil der Trainierenden den Erfolg hat.
Wir sollten also sowohl als Coaches, als auch als Athleten, interessiert sein an und fasziniert sein von dem Training der Topathleten und dem Wissen der Topcoaches, aber nie vergessen, dass das nicht die Details sind, die uns vom Progress fernhalten. Und das einfache Programme, mit klarer Sturktur und Idee zu Konstanz führen.
Wir haben nun mal nicht das Problem, dass wir nicht so viel Essen können, wie wir verbrauchen. Wir wollen immer noch shredden für den Sommer.
Und wenn dann mal eine Athletin kommt, die wirklich ihre Kalorien ausmaxt und so viel trainiert, dass wir das optimieren müssen, dann habe ich die richtigen Quellen schon an der Hand.
Sebastian
Einfach Trainings-Poesie!
Der erste Gedanke der mir nach dem lesen dieses Artikels in den Kopf gekommen ist, ist das es sich ja bei den norwegischen Triathleten um Sportler handelt auf sehr hohem Niveau die diese Sportart schon mehr als Beruf ausüben als ein Hobby und daher immer nach weiteren Möglichkeiten suchen wo sie noch etwas optimieren oder verbessern können. Oder sie können auf das Know how andere Triathleten zurück greifen und versuchen neue Wege einzuschlagen, die vielleicht von anderen bisher nicht beachtet worden sind. Und vielleicht macht es Sinn im Triathlon seinen Kalorienumsatz zu bestimmen auf Grund der Dauer wie lange so ein Wettkampf gehen kann, aber für einen Spielsportler ist das eher von untergeordneter Rolle.